Tinyhaus mit was drumherum
Wohnfläche: | 18 m² leben + 4 m² schlafen + ca. 12 m² arbeiten |
Fundament: | altes Betonfundament im Bestand + Streifenfundamente aus Holz |
Bauweise: | Holzständerbau, Außenhülle: Stülpschalung Lärche Innenwände: Lehmputz |
Dämmung: | Schurwolle + Holzweichfaserplatte |
Stromversorgung: | zukünftig über PV-Anlage und Windrad |
Wasserversorgung: | Bisher Anschluss am öffentlichen Netz, Regenwasserzisterne und Nutzung einer TTT, zukünftig über eigenen autarken Wasserkreislauf |
Wärmequelle: | Holzofen, zukünftig auch ein Badeofen |
Wintergarten: | Upcycling aus alten Holzfenstern und -türen |
Fenster und Türen: | Kiefer, Eigenbau, 2-fach verglast |
Herausforderung 1: | Der Weg vom mobilen Tiny auf Trailer zur Baugenehmigung am Hanggrundstück |
Herausforderung 2: | Planung und Fertigstellung im Alleingang mit einem Minimum an Werkzeug und Geld |
Die Idee in etwas anderem zu leben als in einer ‘normalen’ Wohnung kam mir vor mehr als sechs Jahren, ein Schlüsselerlebnis hat mich dazu gebracht mir über alternative Wohnformen Gedanken zu machen. Da ich weder über viel Geld, noch über Werkzeug, noch über ein Grundstück verfügte und nur noch – aber immerhin – ein Minimum an handwerklichen Fähigkeiten im Kopf hatte, beschloss ich mich an der kleinstmöglichen Wohnform zu versuchen, einem Zirkuswagen bzw. Tinyhaus. Der erste Versuch mit einem alten Anhänger vom Bauernhof scheiterte, da sich die Bremsen als nicht reparabel heraus stellten. Der zweite Versuch mit einem Trailer, welcher im damaligen Leben ein Matratzentransporter war, wollte erstmal einen Winter überarbeitet werden, bot aber genug Potential für mehrere Tonnen Gewicht.
In einem alten Sägewerk hatte ich die Möglichkeit über etwa zwei Jahre hinweg den Trailer von Hand aufzubauen. Das Wissen für die Konstruktion holte ich mir aus alten Handwerkbüchern, einiges kannte ich aus der Tischlerlehre noch, bei anderem durfte ich den ansässigen Zimmerer um Rat fragen. So entstand ein Haus im Prozess, ohne jemals wirklich gezeichnet worden zu sein. Die Gesamtlänge von 9 Meter stand zwei Meter über dem Trailer über, schon damals plante ich unter dem Überstand eine Lösung zur Wasseraufbereitung. Der Abbund erfolgte per Hand mit Japansäge und Stechbeitel, irgendwann kam eine Stichsäge und eine Oberfräse dazu, das war schon sehr abenteuerlich auf die Art und Weise zu bauen.
In einem Anflug von Naivität ließ ich mich zu einem etwas außergewöhnlichen Dachausbau hinreißen und wollte runde Fenster haben. Die Dachbögen sind aus drei Lagen Mehrschichtholz verleimt und liegen außen auf dem Ringanker auf. Vorne bilden sie die Höhe für die Oberlichter.
Die Fenster konnte ich bei meinem Schwager in der Schreinerei bauen, musste mir das aber alles autodidaktisch aneignen und bin auch mehrfach verzweifelt. Hätte ich damals gewusst, wie viel Arbeit die Fenster wären, hätte ich es niemals gemacht. Etwa ein halber Stamm Kiefer war es.
Da ich während des Bauens einen weiteren Bauwagen saniert habe, um darin zwischenzeitlich zu leben, ist mir bewusst geworden wie wichtig Baumaterialien sind, der Bauwagen hatte einen Wandaufbau des Grauens: lackierte Profilbretter, Styropor, Kunststoffenster, Laminat und lackiertes OSB – ich war in illustrer Gesellschaft mit diversen Pilzen und Tieren. Die Wohnqualität war anfangs sehr bescheiden.
Mit der Zeit gab es Stellplatzprobleme, auf den Bauwagenplätzen in der Nähe gab es Stress, einen passenden Stellplatz bei Freunden fand sich nicht und Baugrundstücke sprachen vorerst gegen meinen Bewegungsdrang und meinen kleinen Geldbeutel. Nach ein paar Monaten der Verzweiflung hat mich ein Grundstück gefunden, wo mein Tiny wie A… auf Eimer auf das Fundament passte. Knapp 800 m² Hanggrundstück im Wochenendhausgebiet, geduldetes Wohnrecht, direkt am Wald und – das war nicht ersichtlich – voll erschlossen. Das Geld konnte ich mir spontan leihen, so wenig war es. Das einzige Problem war: der Trailer kam nicht aufs Grundstück und wenn der Aufbau mit Kran dort hin kommt, dann kommt es nie wieder da weg, wenn ich es fertig gebaut habe. Das Bauamt wollte nichts hören von Rädern und fahrbar, war aber sehr schnell damit Einverstanden, dass ich, wenn ich ein zweites Dach über mein Runddach baue und mich an entsprechende (strenge) Bauvorschriften halte, eine Zusage bekomme.
So kam es, dass ich um meinen Wohnkern ein zweites Dach plante und baute. Hierbei hatte ich dieses Mal Beistand von der Zimmerei Eichenherz, wobei der Abbund ebenfalls komplett per Hand erfolgte. Aus der Not eine Tugend machend kam direkt eine überdache Veranda und ein bewohnbarer Wintergarten dazu. Auf dem Grundstück stand vor ca. 36 Jahren bereits ein Haus, was aber vollständig abgebrannt und bis auf die Grundmauern abgetragen wurde. Diese passten perfekt zu meinem Grundriss, mussten jedoch mit Ringanker und durch Streifenfundamente ergänzt werden. Ein übriggebliebener Keller ermöglichte mir einen Kriechkeller für Wasseruhr, Panzerschrank und meine Toilettentonnen.
Lehmputz und Innenausbau mit Podesten darf beginnen, ein schöner Eschedielenboden zum Schluss und noch mehr Schnickschnack…
Der Dachstuhl darf beginnen, die Optik verändert sich…
Status:
Mittlerweile Steht das Dach, ist mit Blechen beplankt, drei Dachfenster sind eingebaut.
Seit mehr als zwei Jahren lebe ich im Haus, ich habe Strom, fließend (warm) Wasser, einen tollen Kaminofen und alles was Mensch zum Leben braucht: ein Esszimmer mit Ausblick, ein kleines Wohnzimmer mit Gästebett, ein Schlafzimmer welches abgetrennt ist, eine vollwertige Küche und ein Bad mit Dusche, Waschmaschine, Trockentrenntoilette und Waschbecken. Fotos zum Ausbau kommen, wenn dieser abgeschlossen ist.
Momentan bin ich dabei den Wintergarten an- und auszubauen sowie die Schlafkoje zu einem Schlafzimmer fertig zu bauen.
Ausblick:
Im Anschluss möchte ich mich mit den Strom- und Wasserkreisläufen beschäftigen.
Noch mehr Infos zum Bau, der Idee und den Gedanken dazwischen unter Meine Lebens Art