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<-Sobawi-Projekte [alle] [im Bau] [fertiggestellt]

Doppel Zwölf-Eck Ownhome

 

Fundamente Beton-Bodenplatte ohne Armierung
Typ Holzständerbau mit 48m² Wohnfläche
Dämmung 24cm Isofloc und Weichfaserplatten
Außenhaut Lärchenholzverschalung / Innenwände Lehmputz
Energieversorgung ist noch am Stromnetz angeschlossen. PV-Anlage mit Speicher ist geplant
Wasserversorgung  Autarker Wasserkreislauf, Nutzung einer TTT
Wärmequelle Grundofen
Wärmeverteilung direkt über den Holzofen
Fenster und Türen Eiche, dreifach verglast, nur geölt
Herausforderung 1 Ein Gründach, mit ökologischen Materialien gedämmt.

Ein kleines Haus und ich, wir freuen uns über liebenswerte Nachbarn

Bereits in der Bauphase vom ownhome kamen Eddie und Annegret auf uns zu und fragten, ob wir uns vorstellen könnten, dass sie ihren Haustraum auf dem gleichen Grundstück verwirklichen. Da wir schon ganz am Anfang die Idee hatten, dass wir mit mehreren Menschen in Gemeinschaft leben wollen und wir Eddie und Annegret schon viele Jahre kannten, war es eine schnelle und leichte Entscheidung. Ein ähnliches Weltbild und ähnliche Lebenseinstellungen bildeten eine gute Basis für eine bereichernde Nachbarschaft. Beide lebten schon viele Jahre ihre Berufung mit Kopf, Herz und Hand die Welt zu gestalten. Eddie als Zimmermann und Annegret als Lehmbauerin. Für sie war es selbstverständlich, dass sie ihren Lebensraum selbst planen und umsetzen wollen. Als sie uns den fertigen Entwurf zeigten konnten sich alle für die Idee begeistern. Die ungewöhnliche Form von zwei verbundenen Zwölfecken passte sehr gut zu den ungewöhnlichen Menschen, die bereits auf dem Grundstück lebten.

Der Titel eines Zimmermannsmeisters machte es möglich, dass Eddie das Baugesuch selbst erstellen und einreichen konnte. Es wurde auch ohne größere Einwendungen genehmigt.

An dieser Stelle ist es vielleicht ganz interessant unsere Vorgehensweise im Umgang mit den Behörden etwas näher zu beschreiben. Bei der Genehmigung meiner kleinen Villa gab es einige Probleme, da sich im Nachhinein herausstellte, dass ein Teil des Grundstücks im Außenbereich lag. Es war ein längeres Prozedere bis über eine sogenannte Abrundungssatzung alle rechtlichen Hürden beseitigt werden konnten. Daraus haben wir gelernt. Nachdem die Entscheidung gefallen war, dass Eddie und Annegret auch auf dem Grundstück bauen wollen, machten wir uns die Mühe und bastelten ein maßstabgerechtes Modell von unserem Gelände. Darauf stellten wir die Modelle von allen bereits vorhandenen Gebäuden und das geplante neue Gebäude und die Gebäude, die wir uns für die Zukunft noch vorstellen konnten. Zusammen mit diesem Modell meldeten wir uns für die nächste , öffentliche Ortschaftsratssitzung an. Wir bekamen die Möglichkeit unsere Idee vorzustellen und konnten durch das Modell zeigen, wie es in Zukunft aussehen könnte. Alle hörten interessiert zu, als wir die Idee vorstellten und fanden es sehr hilfreich, dass wir ein Modell dabei hatten. Nicht alle konnten sich für die Idee begeistern aber es gab niemanden der ernsthaft etwas dagegen einwenden wollte. Das wichtigste wäre, dass wir genügend Stellplätze für alle Bewohner ausweisen können ;-))) Im nächsten Schritt besuchten wir die Stadt und den Gemeinderat mit unserem Modell um unser Projekt dort vorzustellen. Das Treffen verlief ganz ähnlich. Vom Landratsamt bekamen wir das Signal, dass es auch von ihrer Seite keine Einwände gäbe aber wir müssten einen Mindestabstand zwischen den Gebäuden von 5 Metern einhalten. Diese Vorgehensweise kann ich allen empfehlen, die ein vergleichbares Projekt umsetzen möchten. Je konkreter die Menschen sich das Projekt vorstellen können und je transparenter die Kommunikation ist, desto wohlwollender sind normalerweise auch die Begegnungen. Das soll aber nicht heißen, dass man jedes Detail kommunizieren muss. Da gibt es keine ideale Vorgehensweise. Da braucht es immer auch ein wenig Fingerspitzengefühl.

Vor dem Aufbau stand der Abbau. An der Stelle, an der das neue Gebäude entstehen sollte, stand noch ein alter, zum Teil baufälliger, Schuppen. In einer gemeinsamen Aktion konnten wir in wenigen Tagen alles zurück bauen und die Materialien sortieren, damit sie eine neue Bestimmung finden konnten. Dann war es endlich so weit, dass mit dem Bau vom Fundament begonnen werden konnte.

Da fühlte ich mich ein wenig wie in meine Kindheit versetzt. Als Kind wohnte ich in einem Wohnblock und gegenüber von uns war eine Baustelle auf der ein Hochhaus mit 11 Stockwerken gebaut wurde. Stundenlang saß ich am Fenster und beobachtete die Bauarbeiter. Die Dimension der Baustellen lässt sich natürlich nicht vergleichen, aber das Geschehen, direkt vor meinem Fenster und täglich gab es neue Fortschritte zu bestaunen.

Bei der Bodenplatte half ein kleiner Bagger um alles vorzubereiten und beim Betonieren bekamen wir die Unterstützung von ein paar sogenannten Profis. Alles weitere waren dann Aufgaben die Eddie und Annegret selbst übernehmen konnten.

Nach dem Austrocknen der Beton-Bodenplatte kam die Holzlieferung und der Unterbau aus Holz konnte starten. Aus 24 cm hohen Kanthölzern entstand die Bodenkonstruktion die später zur Dämmung mit Isofloc ausgeblasen wurde.

Diese Bodenplatte war der Werkraum auf dem Eddie mit zwei seiner Söhne alle Holzteile vorfertigen konnte. Das waren 21 gleich groß Teile für die Wände. Nach wenigen Tagen lagen drei Stapel mit jeweils sieben Wandteilen auf der Bodenplatte.

Dann ging es ganz schnell. In wenigen Stunden fanden alle 21 Teile ihren Bestimmungsort und vor meinem Fenster stand ein neues Gebäude. Das war beeindruckend. Noch etwas luftig, aber schon ausreichend um darin die erste Tasse Kaffee zu trinken. Wenn die Planung und die Vorbereitung passen, dann geht der Zusammenbau so schnell, dass man seinen Augen kaum zu trauen glaubt.

Das Dach war nochmal eine ganz besondere Herausforderung. Meine Nachbarn wollten ein Gründach und gleichzeitig wollten sie komplett ökologisch dämmen. Das ist bei einem Gründach normalerweise nicht möglich, da die Ausführung darunter immer diffusionsdicht sein muss. Die Lösung war, das Gründach nicht direkt mit dem Baukörper zu verbinden. So konnten sie die Decke mit Isofloc dämmen und darüber kommt erst mal ein Luftraum, und dann das diffusionsdichte Gründach. Während des Baus waren wir so begeistert von dem Gefühl auf dem Dach, dass spontan die Entscheidung fiel, eine kleine Dachterrasse mit einzuplanen. Es hat schon was, mal ein klein wenig über die Dinge rausschauen zu können.

Von außen bekam das Haus eine Verkleidung aus Lärchenholz während Annegret die Innenwände mit Lehm verputzte. Bei zwei Zwölfecken mit vielen Fenstern und Türen gab es unglaublich viele Meter für schöne Rundungen.

Jetzt konnte der Innenausbau beginnen. Eddie fragte mich, wen ich ihm denn für die Installation der Wasserleitungen empfehlen könnte. Daraufhin schaute ich ihn etwas verdutzt an und fragte ihn, wie er denn auf die Idee käme, dass es dafür jemand fremdes braucht. Handwerker wie er und Annegret, die so geschickt mit ihren Händen umgehen können, bekommen das auf jeden Fall auch selbst hin. Außerdem haben sie ja auch noch einen Nachbarn der mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Das reichte. Es gab keine weiteren Fragen und gemeinsam montierten sie eine Wasserinstallation die kein Wasserprofi besser hinbekommen hätte 😉 Ganz im Gegenteil. Eddie konnte seine Erfahrung als Holzbauer mit einbringen. Er hat schon sehr viele Wasserschäden saniert und das durchgängige Problem war immer, dass wenn eine Stelle im System undicht wurde das dann über Jahre niemanden aufgefallen ist. Wenn es dann auffiel, dann war der Schaden ziemlich groß. Der Fehler im System, falls man das so nennen möchte, ist, dass die Leitungen entweder unter Putz oder im Fußboden, auf jeden Fall immer unsichtbar und versteckt verlegt werden. Ganz anders sieht das jetzt im Haus von Eddie und Annegret aus. Direkt unter der Decke in einem unauffälligen Holzkanal, laufen die Wasserleitungen. Eine Undichtigkeit würde innerhalb kürzester Zeit auffallen. Manchmal kann es sehr hilfreich sein, wenn man die üblichen handwerklichen Vorgehensweisen nicht kennt. Im Bad selbst brachte Annegret ihre Leidenschaft und ihre Fähigkeiten ein indem sie mit ganz unterschiedlichen Fliesen wunderschöne Mosaike gestaltete. So können neue Ideen viel leichter ihren Weg in die Welt finden. Wenn jeder sich mit seinen Ideen und Fähigkeiten einbringt, dann können unsere Wohnräume ähnlich individuell aussehen, wie die Menschen, die darin leben.

 

Im darauffolgenden Frühjahr bauten wir dann auf der Südseite den Folienanbau. Eddie scheute keine Mühe den Anbau so zu gestalten, dass die Formen in einer schönen Bewegung ineinander übergehen.

Zusätzlich konnten wir drei Optimierungen im Vergleich zum Folienanbau beim ownhome umsetzen. Wir verwendeten die Folie zweilagig. Dadurch entsteht zwischen den Folien ein Luftpolster von ca. 2 cm Stärke und der entsprechenden Dämmwirkung. Zwei Dachfenster in der Schräge ermöglichen im Sommer eine sehr effektive Lüftung und zusätzlich gibt es in den beiden Außenecken eine „Kältefalle“. Die sieht so aus, dass in beiden Ecken jeweils eine 1 Meter lange Betonröhre im Boden senkrecht eingegraben ist. Da die kalte Luft nach unten sinkt, fließt die kälteste Luft direkt in die beiden Vertiefungen und bleibt dort so lange, bis sie sich erwärmt hat und dann Platz macht für die nachfließende kalte Luft. So sollte es möglich sein, dass der Folienanbau den kompletten Winter über frostfrei bleibt ohne zusätzliche Heizung.

Der Folienanbau wurde nicht nur eine optische Bereicherung für das Bauprojekt. Die Pflanzen scheinen sich darin richtig wohl zu fühlen. Zumindest wurden Eddie und Annegret von ihnen reichlich mit Tomaten, Gurken, Auberginen und Kräutern beschenkt.

Durch das Bauprojekt von Eddie und Annegret entstand ein ganz neues Bild. Das ownhome steht nicht mehr alleine da. Es genießt die Nachbarschaft mit einem optisch ganz unterschiedlichen Gebäude bei dem durch die gleiche Grundidee aber eine sehr enge Seelenverwandtschaft besteht. Und ich, als der Bewohner vom ownhome, freue mich erleben zu können, wie durch ähnlich gesinnte Nachbarn ein deutlich größeres Veränderungspotential entsteht.