Jeder
kann
das
Bauen
mit
Stroh
lernen.

In meiner Ausbildung zum Strohballenbauer lernte ich am Bau von einem echten Strohballen-Ferienhäuschen die wundervolle Handwerkskunst mit Stroh und Lehm. So wurde meine Liebe für den Strohballenbau entfacht. Die Lernerfahrung an einem echten Bauwerk war so wertvoll, ganzheitlich und intensiv dass ich den Wunsch in mir trage dieses Lern-Erlebnis noch mehr Menschen zu ermöglichen.

So entstand die Idee zusammen mit Joscha ein vielseitiges Lernerlebnis zu kreieren, welches in den Bauprozess des Stroh-Rundhauses eingebettet ist. Die Vision vom Strohballenbau-Selbstbau-Seminar ist Selbstbauern, interessierten Laien, Handwerkern und auch Planern in kompakter Theorie und echter Baustellen Praxis die Grundlagen des ganzheitlichen Strohballenbaus zu vermitteln. Durch Wissen, Erleben und Fühlen zu einer tiefgründigen Lernerfahrung.

Mit 8 Erwachsenen und einem 9 jährigen Freilerner, vom interessierten Laien bis zum langjährigen Profi-Handwerker, stürzten wir uns zusammen in das goldene Glück. Wir lernten die Grundlagen der Strohballenbau Richtlinie, wie man am besten einen Bio-Strohballen lokal beschafft und dessen Eignung zum Bauen testet. Und dann ging es schon los an das fachgerechte Einbauen von Stroh mit der österreichischen Einfülltechnik, samt Glätten und Stopfen. Sobald alle diese Standard-Einbausituation an einer geraden Wand verstanden hatten wollten wir uns dem Rundhaus mit seinem wunderbar einzigartigem Dach mit Oberlicht, und den komplett runden Wänden widmen, die spezielle Einbautechniken erfordern.

Wir lernten wie ein Dach mit Holz für den Stroheinbau vorbereitet wird. Und montierten die letzten Module der Deckenholzschalung, die später komplett mit Lehm verputzt wird.

Hurraahhh endlich geht es aufs Dach, einer der schönsten Strohballenbau Momente überhaupt, die Strohballen ins Dach einbauen, geküsst von der Sonne, putzmunter von der frischen Luft, die tolle Aussicht, der gute Stroh Geruch… ich könnte ewig so weiter schwärmen. 🙂

Das Stroh in die “kuchstückartigen” Sparrenzwischenräume dieses magischen Häuschens einzubauen ist auch etwas speziell, aber wenn man einmal die Techniken und Werkzeuge kennt und gut spüren kann wie sich ein Strohballen verhält, kommt man mit jeder auch noch so ausgefallenen Einbausituation zurecht.

Der Strohballenbau lässt uns unsere Muskeln am ganzen Körper deutlich spüren, die Strohballen-Kette zum Transport aufs Dach, die Arbeit mit den Einfüll-Brettern, mit dem Alligator das Stroh glätten, Stopfen. Sehr erfüllend aber auch sehr erschöpfend. Gemeinsam machen wir eine Pause und meditieren für das Manifest des Friedens. Für mich ist das Bauen eines ganzheitlich natürlichen Strohballenhauses mit lokalen und gesunden Materialien ein aktiver und erbauender Dienst für den Frieden.

Dabei spüren wir alle wie warm unser Rücken auf dem Strohbett wird, während die frische Oktoberluft unsere Nase streichelt. Wir erleben wahrhaftig am eigenen Leib wie gut das Stroh dämmt. Ich fühle mich Verbunden und in Frieden mit diesem Natur-Material.

In Verbundenheit ganzheitlich natürlich bauen, das nennen wir “Permabuilding”. Die gelebte Vision eines gesunden Bauens im Einklang mit Mensch und Natur. Das Erbauen von Lebensräumen die aus reinen lokalen Naturmaterialien bestehen, hunderte von Jahren standhalten können und eines Tages in den Kreislauf zurückkehren können. Aus Liebe an das Leben und zu unserer Berufung gehen wir die extra Meile und versuchen stets den Naturbau weiter zu entwickeln und auch noch die letzten Details mit Naturbaustoffen zu lösen. Die wichtigen luftdichten Anschlüsse im Strohballenhaus werden heut zu Tage von fast allen Strohballenbauern und Firmen mit regulären Kunststoff Klebebändern gemacht, wir benutzen stattdessen ein “Naturklebeband”. Ein Leinenfließ (von Hanffaser Uckermark) in Verbindung mit einem Roggen-Lehm-Klebers ergibt eine wunderbar duftende und angenehme Luftdichtung mit enormer Klebekraft. Lehm klebt für alle Zeiten, keiner kann wirklich wissen wie lange die künstlichen Klebstoffe halten.

Hier haben wir eine verdeckte Luftdichtungsklebung am Holzkranz vom Oberlicht vorgenommen, da dieser von Innen sichtbar in Holz bleiben wird. Unten werden die Naturklebebänder mit dem Deckenputz überputzt. Genau so werden später auch Fenster und Türen an den Lehm-Putz luftdicht angeschlossen.

Mit einer Variation der CUT-Technik von Tom Rijven, bei der eine in den Strohballen eingelassene Holzleiste (2,5x3cm) als Lagesicherung dient, bilden wir die runden Wände aus. Dabei war es wieder schön zu sehen wie Seminar-Teilnehmer mit schlauen neuen Ideen auf kleine Verbesserungen der Einbaumethoden gekommen sind. Jeder lernt von jedem und nie aus.

Die 26cm breiten Holzständer sind Außen bündig mit dem Stroh, innen schließen sich die Strohballen zu einer kontinuierlichen Stroh-Rund-Wand. Das erspart uns die Installation von Putzträgern auf den Holzständern und verbessert die Dämmung. Etwas weniger als 26cm wäre noch besser.

Es ist eine absolute Freude die runden Wände wachsen zuzusehen. Später wird auch die unterlüftete Bodenplatte mit Stroh gedämmt. Da lebt es sich sicher schön gemütlich drin, rund herum mit Stroh eingepackt. 😉

Nach dem Stroheinbau ist es an der Zeit Putzvorbereitungen zu treffen, und wir lernten wie Schilfrohr-Putzträger auf alle Holzflächen mit dem Druckluft Klammerer anzubringen sind.

Wir widmeten uns auch dem “Bruder” des Strohs: Dem Superheld Lehm. Der Lehmputz übernimmt eine Vielzahl an wichtigen Eigenschaften im Strohballenhaus: Brandschutz, luftdichte Ebene, thermische Speichermasse, Ausgleich der Raumluftfeuchtigkeit, Bindung von Gerüchen und Toxinen aus der Luft, Holz und Stroh-Konservierung durch niedrige Ausgleichsfeuchte sowie die Möglichkeit zum kunstvollen Gestalten.

Und dazu kann man ihn noch fast überall lokal im Boden im Überfluss finden. Mit unserem lokalen eingeweichten Lehm aus Tübingen machten wir nun Tests um das richtige Mischungsverhältnis mit Sand herauszufinden.

Durch das Ergebnis der Tests konnten wir nun mit unserem wundervollen selbst hergestellten Lehmputz die Grundlagen vom Verputzen lernen und erleben. Es ist immer etwas besonderes mit einem selbst hergestellten Lehmputz zu arbeiten. Ich fühle mehr Verbundenheit mit dem Putz. Es ist ein wunderschönes Gefühl zu wissen wo der Lehm im Boden war, die natürliche Erdfarbe zu genießen, und mit lokalem Sand gemischt haben wir ein wahrhaftig nachhaltigen Baustoff handwerklich hergestellt, ohne das tonnenweise Lehmputz in Big Bags von weit her transportiert werden muss.

Die Armierungsgewebe Jute, Flachs und Glasfaser konnten beschnuppert werden und in die 2,5cm starke Unterputzschicht eingebettet werden. Eines Tages, vielleicht in hunderten von Jahren kann dieser Lehmputz von der Wand geschlagen werden und wieder neu mit Wasser aufgerührt werden, um ein neues Zuhause damit zu beglücken, ein wahrer Cradle-to-Cradle Baustoff, für die Häuser der Zukunft.

Wir bedanken uns von Herzen für die intensive Zeit des gemeinsamen Lernens, für die tolle Zusammenarbeit aller und für die Begeisterung und Liebe zum ganzheitlichen Naturbau. Danke Joscha, dass wir die Möglichkeit hatten an deinem Kunstwerk von Haus zu lernen. Danke an die wunderbare mobile Köchin Magdalena die uns mit fantastischem Bio-Essen versorgte.
Stimmen von Teilnehmern:
“Das Seminar war für mich aufschlussreich, wohltuend, ganzheitlich, freudig und herzlich.”
“Strohbau hat mich wieder mal begeistert, ich glaube das hat man gemerkt. Das Zeigen und Tun war gut ausgewogen. Nochmal danke für das wunderbare Seminar.”
“Super schöner Rahmen innerhalb eines sehr besonderen Projekts. Die Inhalte haben mich voll bereichert und inspiriert und begeistert in Zukunft weiter an Stroh als Baustoff und Option zu denken.”
Lust Mitzumachen?
Wer sich zum Thema “Permabuilding” vernetzen und austauschen möchte, sich der Bewegung anschließen will, gemeinsam bauen und forschen mag und auf zukünftige Workshops und Seminare hingewiesen werden will kann gerne unserer Telegram Gruppe beitreten.

