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<-Sobawi-Projekte [alle] [im Bau] [fertiggestellt]

Davindschief von Veronika

Fundamente Bodenplatte und betonierte Wand als Geländeschutz.
Typ Einstöckiger Holzständerbau mit insgesamt 24 m² Grundfläche.
Dämmung Isofloc und Weichfaserplatten
Außenhaut Lärchenholzverschalung / Innenwände Lehmputz
Energieversorgung ist noch am Stromnetz angeschlossen. PV-Anlage mit Speicher ist geplant
Wasserversorgung Anschluss am öffentlichen Netz und Nutzung von Regenwasser / Nutzung einer TTT
Wärmequelle Holzofen
Wärmeverteilung direkt über den Holzofen
Fenster und Türen Lärche, dreifach verglast.
Herausforderung 1 Das Fundament am Hang
Herausforderung 2 Ein außergewöhnliches Dach

Das Davindschief von Veronika in Isingen

Veronika kam vor vier Jahren zu unseren monatlichen Treffen, bei denen sich die Menschen trafen, die ihre Wohnsituation verändern wollten. Für sie war schon bald klar, dass sie gerne ein kleines Häuschen auf dem Grundstück in Isingen bauen wollte. Sie hatte zwar keine Bauerfahrung aber sie hatte eine klare Idee von dem was sie wollte und diese Idee verfolgte sie mit einer beeindruckenden Konsequenz und ohne irgendwelche ernsthaften Zweifel.

Als wir uns gemeinsam auf den Platz für das Häuschen geeinigt hatten setzte sie sich mich Eddie zusammen und gemeinsam machten sie sich an die Planung für ihr kleines Häuschen. Es dauerte nicht lange bis sie uns die ersten Entwürfe in einem unserer Gemeinschaftstreffen vorstellten. Ein kleines Häuschen, vier auf sechs Meter mit einem Satteldach. Unsere ersten Reaktionen waren etwas verhalten. Ja, es sah ganz nett aus aber echte Begeisterung kam nicht so recht auf. Irgendwie ein wenig langweilig war die Rückmeldung der Gruppe. Wir überlegten gemeinsam, wodurch das Häuschen seinen eigenen Charakter bekommen könnte. Zuerst kam die Idee von einem fallenden First. Also einem Dachfirst, der nicht waagrecht verläuft sondern von einem Giebel zum anderen nach unten abfällt. Dazu kam dann noch die Idee von sogenannten „Aufschieblingen“ auf den Dachsparren. Zuerst meinte Eddie, dass es das wahrscheinlich mit seinem CAD-Programm nicht zeichnen könnte doch schon nach dem ersten Telefonat mit dem Support des Programms war er zuversichtlich, dass er es hinbekommen wird. Es brauchte dann noch einige Stunden und viel Geduld bis die nächsten Entwürfe ausgedruckt werden konnten.
(CAD-Zeichnung vom Gebäude mit Dach)

Spontan war von allen Begeisterung zu spüren. Das sah richtig gut aus. Einfach was besonderes und ganz klar eine Herausforderung für die Umsetzung. So war es dann auch in der Realität. Alle Beteiligten waren überdurchschnittlich gefordert. Vom Planer und Zeichner, Eddie, angefangen, über die Abbundanlage bis hin zu allen Beteiligten, die beim Aufbau halfen. Ja, es hat viel Zeit und viel Geduld und viel Können erfordert, das Dach dann auch wirklich zu umzusetzen.
Das wird sich niemals rechnen, werden sich viele denken.
Doch das hängt einzig und allein davon ab, welche Faktoren in der Rechnung mit einbezogen werden.

Bei den üblichen Kalkulationen werden die wichtigsten Faktoren einfach weggelassen: Freude, Begeisterung und die Wirkung auf die Menschen, die es erbauen und auf die Menschen, die es anschließend wahrnehmen. Wenn diese Faktoren mit einbezogen werden, dann hat es sich jetzt schon lange „gerechnet“.

Baustart

Aber zurück zum Start. Erstmal musste der Platz vorbereitet werden an dem das Häuschen entstehen sollte. Seitlich unterhalb von meinem ownhome und von dem Gebäude von Eddie und ‚Annegret. An der Stelle stand noch ein alter, kleiner Schuppen, den wir zuerst abbauen mussten. Die abgebauten Baumaterialien sortierten wir um sie bei Bedarf für eine neue Bestimmung verwenden zu können.


Da das Gelände an dieser Stelle abschüssig war waren größere Erdbewegungen notwendig um die Grundfläche für das neue Gebäude frei zu legen. Dabei freuten wir uns über die Unterstützung eines kleinen Baggers.


In diesem Bauabschnitt wollte sich Veronika auf keine Experimente einlassen. Sie entschied sich für eine armierte Beton-Bodenplatte und auch für eine Stützmauer zum Hang aus Beton. Zusammen mit der Hilfe vom Maurermeister Berthold bauten sie eine professionelle Schalung für den Boden und die Wand und mit viel Geduld banden sie die dafür notwendigen Baustahlmatten zusammen. Ich war beeindruckt von den Mengen an Stahl die dabei verbaut wurden und ich war beeindruckt mit welchem Engagement Veronika die harte Arbeit von Betonbauern ausführte. Als dann der Beton angeliefert wurde gab es eine schnelle, gemeinsame Aktion um den Beton schnell genug zu verarbeiten.


Nach wenigen Tagen konnte die Schalung vom Boden und von den Wänden entfernt werden. Da lag es dann, das wuchtige Fundament der kleinen Festung 😉



Für das Zusammenfügen der vorgefertigten Holzteile hatten wir wieder viele Helfer und in kurzer Zeit standen die Holzwände auf den Fundamenten.


Beim dem schweren Firstbalken waren wir froh, dass viele Hände mit anfassen konnten.


Dann wurde es spannend. Jetzt konnten wir die Sparren auflegen. Normalerweise sind bei einem Dach alle Sparren gleich lang. Bei uns sah das ganz anders aus. Jedes Sparrenpaar hatte eine andere Länge. Das hatte ganz offensichtlich auch das Bedienpersonal für die Abbundanlage überfordert denn ein Sparren war doppelt und ein anderer fehlte komplett. Mit Eddie als Zimmermann war das natürlich kein ernsthaftes Problem. Den fehlenden Sparren konnten wir aus dem überzähligen zurecht sägen. Dazu kamen dann die unterschiedlichen Aufschieblinge im unteren Bereich der Sparren. Nachdem alle Sparren an ihrem Platz waren konnten wir mit der Verbretterung der Dachfläche beginnen.
Dem windschiefen Dach verdankt das Häuschen auch seinen Namen: „Davindschief“


Mit jedem Arbeitsschritt wurde die ungewöhnliche Dachform deutlicher sichtbar. Durch den fallenden First entsteht eine windschiefe Dachfläche. Nach dem letzten Brett war die zukünftige Form unseres Kunstwerkes von allen Seiten gut zu erkennen.


Auf die Bretter kam dann eine Dachunterspannbahn und darauf wurde die Konterlattung für die Dachlatten geschraubt. Der Dachfläche entsprechend war natürlich auch die Lattung für die Ziegel alles andere als gewöhnlich. Die Dachlatten laufen nicht parallel da die Abstände auf der niedrigeren Dachseite geringer sind als auf der hohen Dachseite. Das heißt, dass alle Latten konisch aufeinander zu laufen.


Ein Mehraufwand im Vergleich zu einem „normalen“ Dach und gleichzeitig eine Herausforderung für die Handwerker. So eine windschiefe Dachfläche lässt sich auch nicht mit gewöhnlichen Ziegeln decken da diese so gefertigt sind, dass sie auf einer planen Fläche ineinander greifen. Die Lösung für unsere Dachfläche waren die altbewährten Biberschwanzziegel. Gute 200 Jahre hatten sie sich schon auf anderen Dachflächen bewährt.


In unserem Fall bestand die besondere Herausforderung darin, dass wir die Ziegel nach Länge sortieren mussten. Für uns war es ein großer Vorteil, dass die handgefertigten Ziegel praktisch alle unterschiedlich lang waren. Keine standardisierte Industrieware. Die längeren kamen auf die eine Dachseite und die kürzeren fanden ihren Bestimmungsort auf der anderen Dachseite. Natürlich wieder ein großer Aufwand oder besser formuliert eine zusätzliche Beschäftigung bei der alle Beteiligten sich mit viel Freude einbringen konnten.


Wir waren begeistert von dem fertigen Kunstwerk. In Realität sah es noch deutlich besser aus als auf den Zeichnungen. Jetzt bekam der Unterbau noch eine schöne Lärchenholzverschalung, wodurch sich ein sehr schönes Gesamtbild ergab.


Die äußere Form war so weit fertig. Jetzt ging es um den Inhalt. Beim Fußboden kamen bereits genutzte Fußbodendielen zu ihrem zweiten Einsatz.


Für die Wassserleitungen verwendeten wir ein Kunststoff-Verbundrohr mit Pressfittings die wir mit einer Handzange verpressen konnten.


Dann tackerten wir auf die Innenwände Schilfrohrmatten als Putzträger für den Lehmputz.

Eine Lage Lehmgrundputz dann eine zweite Lage mit Armierungsgewebe und nach der Trocknung dann darüber ein weißer Lehmfeinputz. Lehmputz zu verarbeiten sorgt in der Regel bei allen Beteiligten für gute Laune.


Durch das dritte Häuschen, das sich wunderbar in das Gelände und die bereits vorhandenen Gebäude einfügt, ist jetzt ein kleines Ensemble an Gebäuden entstanden. Drei unterschiedliche Gebäude, bewohnt von sehr unterschiedlichen Menschen und trotzdem in enger Verbundenheit über eine alles verbindende Idee. Die Idee, das wir keine von der Natur getrennte Wesen sind und dass wirklich alles mit allem verbunden ist.
Alle Besucher sind begeistert von dem neuen Häuschen und vor allem von der ungewöhnlichen Dachform.