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<-Sobawi-Projekte [alle] [im Bau] [fertiggestellt]

Marc’s Ownhome in Wandlitz

Wohnfläche 72 m² nutzbare Wohnfläche auf zwei Etagen
Fundament armierte Bodenplatte
Bauweise Zweistöckiger Holzständerbau Außenhülle Kalkputz
Innenwände Lehmputz
Dämmung Hanf-Jute im Gefach und Holzweichfaserplatten darüber
Stromversorgung PV-Anlage mit 8 kWp Leistung / Lithium-Eisen-Phosphat Speicher mit 9,6 kW Kapazität / Inselanlage ohne Netzeinspeisung aber mit der Option vom Netz Strom zu beziehen. 230 Volt Wechselstrom
Wasserversorgung Angeschlossen an Wasser und Abwasser
Wärmequelle moderner Holzvergaserofen mit 10 kW Leistung davon 7 -8 kW ans Wasser (600 Liter Pufferspeicher)
Wärmeverteilung wassergeführte Wandheizung in Lehmbauplatten
Fenster und Türen Lärche, dreifach verglast.
Herausforderung 1 Es war das erste Projekt ohne vorherige Erfahrungen.
Herausforderung 2 Das Baufenster ist rundum von hohen Bäumen umgeben. Eine exakte Berechnung für den Ertrag der PV-Anlage war praktisch unmöglich.

Wie alles begann

Ich hatte Marc versprochen, dass wir ihm bei der Umsetzung seiner Idee helfen würden ohne genau zu wissen, wer dann dieses „wir“ sein würde. Als es dann so weit war und Marc einen genauen Termin für den Aufbau wusste, mischte das Leben die Helfertruppe zusammen. Tobias, ein junger Mann, der gerade seinen Job gekündigt hatte und bei uns in der Gemeinschaft lebte, wollte auf jeden Fall dabei sein. Seine Freundin Nina, die in der Hotelbranche arbeitete, durfte durch den ersten Lockdown nicht länger arbeiten und entschied sich spontan mit auf die Baustelle zu kommen. Lucas, ein Ingenieur aus Berlin, der bisher im Bereich der Gebäudetechnik arbeitete, hatte große Lust auf Neues und sagte bereits Wochen vor dem Start, dass er mit dabei sein wird. Dann natürlich noch der Zimmermann Immanuel und Marc, der Bauherr, und ich. Das war unsere sechsköpfige Kerntruppe, die bereit war, sich auf das Abenteuer „Hausbau“ einzulassen.
Für Immanuel war eine große Herausforderung, dass er diesmal nicht mit erfahrenen Handwerkskollegen zusammen arbeiten konnte. Hier sollte er ein Haus zusammen mit Menschen aufbauen, die ganz unterschiedliche Vorkenntnisse hatten und von denen noch keiner direkt an einem Hausbau beteiligt war. Was sie vereinte war der Wille, Neues zu lernen und die Idee, gemeinsam ein Haus zu bauen. Die Skepsis, die am ersten Tag bei Immanuel noch vorhanden war, verflog sehr schnell. Er konnte recht bald erkennen, dass eine innere Motivation und die Lust, Neues zu tun, mehr wert sein können als jahrelang erlernte Fähigkeiten, die lustlos ausgeführt werden. Vom ersten bis zum letzten Tag war eine lebendige Begeisterung auf der Baustelle zu spüren.

Ein paar wichtige Erfahrungen aus dieser Zeit.

Gleich zu Beginn durften wir feststellen, dass das günstigste Angebot manchmal recht teuer werden kann. Die Fertigung der Holzteile wurde an den günstigsten Anbieter vergeben. Nach der Anlieferung der Teile hatten wir dann ein Puzzle aus über 600 mit Hand beschrifteten Holzteilen im Garten liegen.


Bei vielen Teilen war die Bezeichnung durchgestrichen und mit undeutlicher Handschrift erneuert. Im Laufe der nächsten Tage benötigten wir viiiiel Geduld und Zeit um die richtigen Teile zusammenzufinden und manche sind bis heute nicht aufgetaucht 😉 Die Lehre aus dieser Erfahrung: Billig kann manchmal ganz schön teuer werden.

Wir waren für alle Gewerke selbst verantwortlich.

Zuerst setzten wir die Wände aus den Holzteilen zusammen und bauten mit diesen Stück für Stück die Holzständerkonstruktion des Hauses auf. Nach der ersten Etage begannen wir mit dem Aufbau des Gerüsts. Das wuchs dann mit dem nächsten Stockwerk bis unters Dach. Wenn wir bei einem der Arbeitsschritte nicht ganz ordentlich gearbeitet hatten, dann durften wir die Folgen davon selbst ausbaden. War beispielsweise das Gerüst zu weit entfernt von der Wand, dann konnten wir uns nicht über die Gerüstbauer beschweren.


Wir wussten ja, dass sie ihre Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen ausgeführt haben, denn das waren wir selbst. Dann konnten wir unsere Ungenauigkeit korrigieren oder wir mussten uns mit den Folgen abfinden und daraus für das nächste Projekt lernen. Es ging nie darum einfach nur einen Arbeitsschritt abzuarbeiten ohne sich Gedanken über die Folgearbeiten zu machen. Wir durften am eigenen Leib erfahren, dass jede einzelne Handlung immer auch eine Bedeutung für das ganze Kunstwerk hatte. Wir konnten erleben, dass alles mit allem verbunden ist.


Fast hätte ich einen wichtigen Mitarbeiter vergessen. Das war der kräftigste Helfer in Form eines Telestaplers. Durch seine Hilfe war es möglich, dass wir die einzelnen Wände auf dem Boden zusammenbauen konnten um diese dann mit dem Telestapler an ihren Bestimmungsort zu transportieren.

Die Verbundenheit auf vielen Ebenen.

Wir durften erleben, dass alle Arbeitsschritte miteinander verbunden sind, und gleichzeitig konnten wir die enge Verbundenheit zwischen den Menschen auf der Baustelle erleben. Wir hatten ein gemeinsames Ziel und jeder einzelne war sich bewusst darüber, dass sein Handeln ein wichtiger Beitrag für das Gesamtkunstwerk ist. Das galt natürlich auch für die Handlungen aller anderen und entsprechend war die Wertschätzung untereinander. Jeder konnte von jedem lernen und am Abend waren wir stolz auf unsere gemeinsame Leistung.


Wenn es uns gelingt, nicht nur den Menschen vor uns wahrzunehmen, sondern gleichzeitig auch das ganze Potential, das durch ihn wirken kann, dann geben wir dem Menschen die Möglichkeit, dass er sich ganz neu erleben kann und Dinge tun kann, die er selbst nicht von sich erwartet hätte. Es entsteht ein sich gegenseitig verstärkendes Energiefeld zwischen den Menschen, so dass wir gemeinsam etwas viel größeres erschaffen können, als wenn wir die einzelnen Fähigkeiten nur zusammen zählen würden. Voraussetzung dafür ist die gegenseitige, wertschätzende Wahrnehmung. So konnte jeder einzelne erleben, dass sich seine Befindlichkeit und seine Wahrnehmung auf das gesamte Geschehen auswirken.
Neben dem gemeinsamen Tun waren auch die Pausen eine wichtige Komponente.


In den Pausen hatten wir die Gelegenheit uns über Gott und die Welt und vor allem auch über uns selbst auszutauschen. Wir konnten über unsere Einstellungen sprechen und wir konnten die Einstellungen der anderen hören. Daraus ergab sich die Möglichkeit, dass wir neue Aspekte integrieren konnten, dass wir unsere Einstellung überdenken und verändern konnten oder dass wir sie sogar ganz loslassen konnten und dass dadurch Freiraum für Neues, noch Unbekanntes entstehen konnte. Keiner hatte sich unberührbar hinter seinen Ein- und Vorstellungen verschanzt. Das war die Voraussetzung für eine lebendige und kreative Atmosphäre auf der Baustelle.

Auch für andere spürbar!

Neben unserer Stammbesetzung kamen fast täglich Besucher und Helfer auf die Baustelle. Alle brachten die Bereitschaft mit, sich in diese Atmosphäre des kreativen Miteinanders zu integrieren. Dadurch war es nicht nur für das handwerkliche Vorankommen eine Bereicherung. Alle Beteiligten konnten die Qualität erleben, die entsteht, wenn man sich unvoreingenommen auf etwas Neues einlässt. Nach ziemlich genau zwei Wochen stand das Haus von Marc fertig gedämmt vor uns.


In einer sportlichen Gemeinschaftsaktion wuchteten wir die Ziegel über das Gerüst hoch aufs Dach um anschließend gemeinsam das Dach einzudecken und die Photovoltaik-Anlage zu installieren. Dann hatten wir unser Ziel erreicht und wir feierten gemeinsam.


In diesen zwei Wochen lernten wir einen Teil von uns kennen, der bisher im Verborgenen schlummerte. So wurden wir über uns selbst etwas bewusster und dadurch wurden wir selbst-bewusster. Wir konnten erleben, dass wir mehr können als wir uns vorstellen können, und dass wir die Dinge, die wir nicht können, jederzeit noch lernen können.
Nach einer kurzen Erholungsphase trafen wir uns wieder bei Marc um die Außenfassade mit Kalk zu verputzen. Zuerst brachten wir einen Klebe- und Armierungsputz mit Zahnspachteln auf. Das ist die Voraussetzung dafür, dass der Kalkputz haften kann. Der Kalkputz lässt sich zwar sehr angenehm verarbeiten, allerdings sollte man vermeiden, dass der Putz an irgendeiner Stelle mit der Haut in Berührung kommt. Er ist ätzend und das mag die menschliche Haut gar nicht. Noch weniger mögen es die Augen. Gute Handschuhe und Schutzbrille beim anrühren sind Pflicht. Nach dem Klebeputz kam eine Schicht Kalkputz mit Armierungsgewebe und dann noche eine zweite Kalkputzschicht die wir mit einem Schwammbrett abrieben um die entgültige Oberfläche zu gestalten. Nach einer Woche erstahlte das Gebäuce in seinem neuen Gewand und wir strahlten glücklich und zufrieden mit dem was wir geschafft hatten.
Für alle sechs Beteiligten war das Leben nach dieser Baustelle spürbar anders als vorher.


Einige Wochen später waren dann die Innenwände mit Lehmputz dran. Das war ein sehr entspanntes arbeiten, denn der Lehm ist ein unglaublich gutmütiges Material. Er versteht sich bestens mit der menschlichen Haut und mit Wasser lässt sich der Trocknungsprozess fast beliebig verzögern. Ein ideales Material für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis 😉