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<-Sobawi-Projekte [alle] [im Bau] [fertiggestellt]

Tinyhouse mobil von Immanuel

Wohnfläche: ca. 30 m²
Fundament: LKW- Wechselbrücke
Bauweise: Holzständerbau Außenhülle: Kalkputz
Innenwände: Lehmputz
Dämmung: Hanf-Jute und Holzweichfaserplatte
Stromversorgung: PV-Anlage mit 3,2 kWp Leistung und 14,4 kWh Speicher.
Wasserversorgung: Durch einen Brunnen / Nutzung einer TTT
Wärmequelle: Küchenhexe mit Holzfeuerung
Wärmeverteilung: direkt über die Küchenhexe
Fenster und Türen: Lärche, Dachfenster aus Kiefer
Herausforderung 1: Die erste mobile Variante
Herausforderung 2: Abbund von Hand

Immanuel spielte schon lange mit dem Gedanken auf ihr Gartengrundstück einen Rückzugsraum für seine kleine Familie zu bauen. Aus verschiedenen Gründen sollte es eine mobile Variante sein. Nach der ersten gemeinsamen Baustelle würde für ihn immer klarer, mit welchen Materialien er bauen wollte. Es sollten durchwegs ökologische Materialien sein und es sollte auch gut gedämmt sein. Deshalb entschied er sich als Untergestell eine LKW-Wechselbrücke zu verwenden. Zum einen bot sie eine größere Grundfläche als die gewöhnlichen Trailer für Tiny-Houses und zum anderen musste er nicht auf das Gewicht achten. Das ist bei den Tiny-Häusern, mit normaler Straßenzulassung, eine große Herausforderung. Die gebrauchte Wechselbrücke konnte Immanuel sehr günstig von einer großen Spedition erwerben.

Als Zimmermann war es für ihn ganz klar, dass er den Abbund (das Zusägen der Hölzer nach der Zeichnung) selbst per Hand machen wird. Genau so klar war, dass viele Helfer der ersten zwei Baustellen, die es möglich machen konnten, wieder dabei sein wollten. Für die Anfertigung von Schwalbenschwanz-verbindungen hatte sich Immanuel ganz spezielle Handmaschinen gekauft. Lucas war der erste, der schon beim Anfertigen der Hölzer mit dabei war. Dazu brauchte es eine gute Portion Konzentration, viel Messen, Geschick und viel Geduld, bis alle Hölzer auf das richtige Maß vorgefertigt waren. Trotzdem kam es vor, dass das ein oder andere Holz noch ne kleine Nachbehandlung 😉 für die exakte Passung brauchte.


Auch da war es so, dass wir die Wände auf dem Boden fertigten und sie dann, als ganzes Element, an ihrem Bestimmungsort verschraubten. Das war alles händisch noch ganz gut machbar.

Die größte Wand stampften wir mit Hanfkalk. Dafür brauchte es viele Hände. Verschalen, Mischen, Transportieren, Füllen und Stampfen. Von Innen liesen wir das Fachwerk sichtbar und von außen haben wir es mit dem Hanfkalk mehrere Zentimeter überdämmt.

Die anderen Wände wurden zwischen den Holzständern mit Hanf-Jute Matten gedämmt und dann von außen komplett mit Holzweichfaserplatten abgedeckt. So bekam das mobile Häuschen einen warmen Wintermantel der gleichzeitig im Sommer auch gegen Überhitzung schützt.


Hand in Hand und Wand für Wand wuchs das Häuschen in rasanter Geschwindigkeit. Schon nach wenigen Tagen hatte sich die erst nackte Wechselbrücke in einen geschützten Raum verwandelt.

Da Immanuel bei den ersten Baustellen bereits die angenehme Wirkung von Rundungen erleben konnte war es selbstverständlich, dass er diese Qualität in seinen Räumen nicht missen wollte. Den Mehraufwand für die Rundungen nahm er gerne in Kauf für das angenehme Raumgefühl das dadurch entsteht. Es ging darum, das formgebende Holz zu sägen, dann die Holzweichfaserplatte passend dafür anzufertigen und abschließend die Form von außen durch eine Platte Biegesperrholz zu verkleiden. So wurde die ganze Sache rund.

Es war sehr schön mitzuerleben, wie die Umsetzung für ein Gebäude auch ohne große technische Maschinen möglich ist. Allerdings braucht es dafür gute Handwerksmaschinen, einige handwerkliche Fähigkeiten und etwas mehr Leben (szeit). Wobei ich mir da gar nicht so sicher bin. Wenn wir große, moderne, hochtechnisierte Maschinen, wie ein Abbundanlage, nutzen, dann bezahlen wir dafür eine bestimmte Summe. Dieses Geld müssen wir vorher erwirtschaften und dafür benötigen wir auch Leben (szeit). Da ist es gar nicht so leicht zu sagen, in welchem Fall wir mehr „Zeit“ benötigen. Aber eines ist sicher, durch die Verwendung der modernen Technik gehen viele handwerkliche Fähigkeiten verloren.
Wand für Wand, Rundung für Rundung, entstand ein gemütlicher, geschützter kleiner Raum, noch sehr hell, mit Blick in den Himmel. Das änderte sich mit dem Positionieren der ersten Dachsparren. Innerhalb weniger Stunden war der Raum auch nach oben geschlossen und es wurde spürbar dunkler aber dafür geschützt vor Wind und Wetter.

Die Fertigstellung des kleinen Refugiums verlief ziemlich parallel mit der Schwangerschaft von Immanuels Frau Anna. Kurz nachdem der Innenraum mit Lehm verputzt war wollte Artur, nach neun Monaten in gemütlicher Dunkelheit, sich in das Licht der weiten Welt wagen.