Fundamente | Streifenfundamente | |
Typ | Eineinhalbstöckiger Holzständerbau | |
Dämmung | Strohballen | |
Außenhaut | Lärchenholz-Schindeln / Innenwände | Lehmputz |
Energieversorgung | Autark über eine PV-Anlage mit Ost – West Ausrichtung (5kWp) und Blei-Gel Batteriespeicher | |
Wasserversorgung | Anschluss am öffentlichen Netz und Nutzung von Regenwasser / Nutzung einer TTT | |
Wärmequelle | Wassergeführter Küchenofen | |
Wärmeverteilung | Direkt über den Küchenofen und einer Wandheizung im Lehmputz | |
Fenster und Türen | Lärche, dreifach verglast. | |
Herausforderung 1 | Das erste Strohballen-Projekt | |
Herausforderung 2 | Die erste Schindel-Fassade |
Das Strohballenhaus von Katrin in der Eifel
Katrin und ihrer Schwester Kristina begegnete ich zum ersten mal auf dem Tiny-Living Festival im Wendland. Dort stellte sie ihre Arbeit vor. Seit über zehn Jahren baut sie kleine Biogasanlagen für den Einsatz in afrikanischen Ländern. Wir konnten sofort eine Resonanz wahrnehmen. Ein ähnliches Weltbild, ähnliche Ideen und eine konsequente Umsetzung von dem was man als richtig und wichtig erkannt hat. Da war schon klar, dass es noch weitere Begegnungen geben wird. So kam Katrin mit ihrem Fahrrad auf die Baustelle von Anne um mitzuhelfen und es reifte so langsam die Idee, dass Katrin, mit ihren Schwestern auch ein eigenes Bauprojekt starten möchte. Raus aus der Großstadt und zurück zu den Wurzeln der Familie, in die dünn besiedelte Eifel. Ihre Freundin, Sandra konnte als Architektin die komplette Planung übernehmen. Lange schwankte sie hin und her, mit welchen Materialien sie das Projekt umsetzen wollten. Dann lernte sie eine Zimmerei in einem Nachbarort kennen und die Entscheidung war gefallen: Es wird ein Strohballenhaus. Mit dem Zimmermann stimmte von Anfang an die „Chemie“ und er hatte bereits Erfahrung mit der Bauweise. Sie vereinbarten, dass er mit Material und Rat und bei Bedarf auch mit Tat, das Projekt begleiten würde. Da war es ein Leichtes, Lucas, Joscha und mich für das Projekt mit zu begeistern.
Im April wurden die Streifenfundamente gemauert und dann konnte es losgehen. Die erste Holzlieferung aus der Zimmerei kam an und wir machten uns an den Aufbau der Holzständer-Wände. Diese hatten ungewohnte Abmessungen, da die Hölzer so breit sein mussten wie die Strohballen.
Obwohl die Wände noch komplett offen waren entstand bereits ein angenehmes Raumgefühl. Ganz klar, dass wir diesen Raum an nächsten Morgen für unser gemeinsames Frühstück nutzten. Zwar schon ein wenig geschützt aber noch sehr naturverbunden.
Wand für Wand, Holz für Holz, entstanden immer genauere Konturen. Durch die Dachsparren war dann die Silhouette des Hauses komplett.
Bis hierhin waren alles noch gewohnte Aktionen. Das Zusammensetzen von Hölzern nach einem vorgegebenen Plan. Aber jetzt wurde es interessant. Wir holten die erste Ladung Strohballen von der Zimmerei. Rein äußerlich unterscheiden sich die Strohballen nicht von den gewöhnlichen Strohballen, die in der Landwirtschaft verwendet werden. Den Unterschied machen die „inneren“ Werte. Sie haben die gleiche Größe aber sie sind mit mehr Druck härter gepresst.
Die Holzständer haben genau das Maß, dass zwei Strohballen dazwischen passen wenn sie mit sanfter Gewalt gleichzeitig zwischen die Holzständer gepresst werden. Das bedarf einiger Übung und hin und wieder braucht es dann auch ein paar kräftige Schläge mit speziell dafür angefertigte Holzhämmer.
Das Stroh selbst ist ein sehr angenehmes Material mit dem jeder einzelne viele positive Erinnerungen verbindet. Es vermittelt ganz automatisch das Gefühl von Wärme und Gemütlichkeit. Auf dem Bildern wird deutlich, mit wie viel Freude wir die Wände und die Decke mit den Strohballen füllten.
Die kleinen Zwischenräume, die an den Stoßkanten zwischen den Ballen manchmal entstanden wurden mit losem Stroh nach verdichtet. Der nächste Arbeitsschritt bestand darin, die doch etwas struppigen Strohballen mit einer Heckenschere ein wenig zu egalisieren um eine möglichst ebene Wandfläche als Basis für den Lehmputz zu bekommen.
Die Strohballen sind perfekt geeignet als Putzträger für den Lehmputz.
Auf dem Dach installierten wir dann sowohl auf der Ostseite als auf der Westseite Photovoltaikmodule mit jeweils 2,5 kWp Leistung. Ausreichend um in Kombination mit einem Batteriespeicher komplett unabhängig vom öffentlichen Stromnetz alle vorhandenen Geräte betreiben zu können.
Die Energie für das Kochen kommt selbstverständlich aus der kleinen Biogas-Anlage im Garten.
Da der Standort für das Strohballenhaus in der Eifel ist und dort ein sehr raues Klima herrscht, war die Wärmeversorgung von Anfang an eine wichtiges Thema. Für die Wärmeerzeugung kommt eine wassergeführte, moderne Küchenhexe zum Einsatz.
Diese versorgt den Pufferspeicher mit warmen Wasser und von dort wird die Wärme über Kupferrohre im Lehmputz auf die Wände verteilt. So wird es selbst in der kalten Eifel an kalten Wintertagen gemütlich warm im Innenraum.
Die im Außenbereich mit Lehm verputzten Strohballen sind natürlich nicht Eifel-Wetterfest. Deshalb bekam das Gebäude noch eine schützende Außenhaut mit Lärchenschindeln. Dafür brauchte es noch eine Lattung als Unterkonstruktion. Dann konnten wir mit Geduld und Freude aus den unterschiedlich breiten Schindeln ein wetterfestes Gesamtkunstwerk gestalten.
Da auch in der Eifel an manchen Tagen die Sonne scheint gab es den Plan für eine große Terrasse vor dem südlichen Giebel des Hauses. Die Gelegenheit für eine gemeinsame Arbeitswoche. Wir freuten uns alle auf ein Wiedersehen und auf den gemeinsamen Aufbau der Terrasse aus Stämmen und Brettern aus Lärchenholz aus der Eifel.
Wie bei jeder Baustelle gab es auch diesmal sehr viel Neues zu lernen