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Mondholz Workshop

Mondholz Herstellung mit Handwerkzeugen

 

 ~ Für einen wahrhaftigen Fortschritt, müssen wir uns in heutigen Zeiten, manchmal um 180 Grad drehen und einen Schritt vorwärts gehen. ~

 

Als ich den Holzfäller Carl Baier in der Solidarischen Bauwirtschaft kennenlernte, und seinen Erzählungen lauschte wie er achtsam Bäume mit deren Einverständnis durch intuitive Baum-Kommunikation mit dem alten Wissen des Mondholzes fällt, entstand in mir eine Vision.

Schon länger beschäftigt es mich wie wir wieder selbst einen Teil unserer natürlichen Baumaterialien herstellen können. Dabei ist Holz eines der natürlichsten, schönsten und wichtigsten Materialien für den Naturbau. Zur gleichen Zeit erinnerte ich mich an eine alte Weihnachtsbaum-Plantage von meinem Ur-Onkel, die seit dem Ende seines Wirkens vor 20 Jahren mittlerweile zu einem dichten, Fichtenwald geworden ist.

Die Fichten Monokultur ist in “Reih und Glied” gepflanzt, steht viel zu dicht, will dringend ausgelichtet, und wieder zum gesünderen Mischwald werden. Die meisten sind sehr gerade gewachsen und haben Stammdurchmesser von 20-35cm, Ideale größen für Konstruktionen aus Rundholz.

Aus meinem Inneren kam der Wunsch alle Fällarbeiten nur mit Handwerkzeugen zu verrichten, um sich mit der Arbeit voll verbunden zu fühlen und die Natur nicht durch Kettensägen-Lärm, -Öl oder -Abgase zu belasten. Meine Recherche führte mich zur traditionellen Fällaxt und Zweimannsäge, welche ich mir gebraucht kaufte und wieder herrichtete.

Das schöne bei der Zweimann-Säge ist, dass man mindestens 2 Menschen braucht um einen Baum zu fällen. Aus dem Holzfällen wird wieder eine gemeinschaftliche Tätigkeit der Verbundenheit zwischen Menschen und ihrer Natur, statt ein Tonnen schwerer “Harvester” der einsam und mit brutaler maschineller Gewalt im Sekundentakt Bäume fällt und dabei den lebendigen Waldboden für die nächsten hunderte Jahre unwiederbringlich verdichtet.

Mit dieser Vision und voller Freude im Herzen riefen Carl Baier seine Frau Anette und Ich den Mondholz Workshop ins Leben, bei dem wir Menschen an diesem sinnvollen Tun teilhaben lassen wollen, Bäume nach dem Mond zu fällen um besonders Tier- und Pilzresistentes Kraftholz zu erhalten.

Am ersten Tag des Mondholz Workshops widmeten wir uns als Gruppe der Verbindung mit dem Wald. Nach gemeinsamem Feuer machen und Kennenlern-Runde meditierten wir um in uns und im Wald anzukommen. Danach konnte jeder für sich eine Stunde den Wald begehen mit der stillen Frage im Herzen an den Wald, was dieser uns mitteilen möchte. Als wir uns wieder am Feuer versammelten berichteten wir uns was wir erlebt haben, was der Wald uns gezeigt hat, und welche Gefühle dabei bei uns entstanden sind.

Am nächsten Morgen erhielten wir von Carl eine Einführung in die intuitive Naturkommunikation um die richtigen Bäume zum Fällen auszuwählen. Die Fähigkeit sich mit der Natur zu verbinden, um die Bäume zu erspüren, welche sich dazu bereitstellen uns als Holz zu dienen, steckt in jedem Menschen, wir müssten dies nur wieder in uns freilegen und entdecken. An uns selbst forschend und übend streiften wir einzeln durch den Wald und visualisierten die Vision eines Projekt in dem die Bäume einmal gebraucht werden könnten.

Welche Bäume ziehen mich an? Welche Bäume leuchten auf? Welche Bäume sind stumm? Warum fühlt es sich so an als sollte ich mich diesem Baum nicht nähern? Hat mir dieser Baum gerade etwas mitgeteilt oder habe ich mir das eingebildet? Welcher Baum strahlt mir ein Ja aus während ich das Projekt visualisiere? Werden meine Schritte geleitet wenn ich mich meditativ auf das Hier und Jetzt einlasse? Warum zieht mich dieser Baum so an? Ich begrüße die Fichte und frage ob ich sie umarmen darf? Kommt dieses große Gefühl des Friedens, welches ich so nah am Baum verspüre, aus mir oder aus dem Baum?

Zwischen Glücksgefühlen der Verbundenheit und den zurückkehrenden Gedanken der Zweifel und Einbildung, erlebe ich ein sehr spannendes Spiel der Selbsterfahrung, welche nur schwer in Worten auszudrücken ist, mir aber einmalig wertvoll erscheint.

Den Baum der mir großen Frieden schenkt, markiere ich mit einer Schnur.

Als Gruppe gehen wir nochmal zu jedem ausgewählten Baum und spüren nochmal gemeinsam in den Baum hinein ob sich dies für uns stimmig anfühlt. Bei fast allen Bäumen sind wir uns einig. Bei wenigen Bäumen hatten ein oder zwei Menschen noch gemischte Gefühle worauf wir die Schnur von diesem Baum nochmal entfernten um den Baum nicht zu fällen.

Nach dieser überaus intensiven Erfahrung gab es erstmal ein leckeres, auf dem Feuer gekochtes, Essen im Wald.

Mit neuer Kraft gab uns der gelernte Holzfäller Carl eine Einführung in alle nötigen Werkzeuge und eine Sicherheitseinweisung.

Den ersten Baum fällte er behutsam und in Ruhe um uns den Ablauf im praktischen zu zeigen.

 

Das Geräusch der scharfen Fällaxt, wenn es die frischen Fichten-Fasern durchtrennt, ist äußerst angenehm und bringt meinen Geist meditativ in in ein märchenhafte andere Welt. Die körperliche Betätigung fühlt sich gut an und erstaunlich schnell entsteht die Fäll-Kerbe, welche die Fallrichtung des Baums vorgibt.

 

 

Jedes mal wenn die Zweimannsäge benutzt wird kommt Freude auf. Nachdem man mit seinem Sägepartner den richtigen Flow gefunden hat, sägt das frisch geschärfte uralte legendäre Werkzeug erstaunlich schnell den nötigen Schnitt. Dabei begleitet uns ein fantastischer frischer Fichtenduft und ein wohliges Säge-Geräusch, erfordert aber gleichzeitig auch all unsere Konzentration und Kraft für 1-2 Minuten.

 

 

Auch wenn eine Fichte beim Fallen in einem anderen Baum hängenbleibt, gibt es das geniale Handwerkzeug namens “Fällheber” um den Stamm zu drehen bis er sich schließlich befreit.

 

 

Wenn der Baum fällt, bleibt kurz die Zeit stehen. Gefühle der Trauer, tiefe Demut, Staunen und auch freudige Glückseligkeit überwältigen mich innerhalb von Sekunden. Die Ruhe nach dem Fall, lässt mich wie angewurzelt stehen und die liegende Fichte in ihrer ganzen Schönheit bewundern. Schon bald fühle ich mich dazu hingezogen die Krone dieses Wunderwerks genauer zu betrachten, zu riechen, zu fühlen, große Dankbarkeit zu spüren. Manch einer wird sich sogar mit dem nadeligen Wesen so verbunden fühlen, dass zum Dank sogar noch gekuschelt wird.

 

 

Zwei Tage später spüre ich mich nochmal in die gefällten Bäume hinein und verspüre großen Frieden. Ich fühle mich sehr ermächtigt und beflügelt durch diese Erfahrung so achtsam einen Baum ausgewählt zu haben und zum ersten mal in meinem Leben einen Baum eigenständig gefällt zu haben.

 

 

3 Monate später, im Frühjahr, widmeten wir uns dem Entasten, Entrinden, Ablängen, Holz-Rücken und Luft-Trocknen um dem Traum vom eigenen Mond-Bauholz näher zu kommen.

 

 

In der frischen Waldluft, begleitet von Vogelgezwitscher, genieße ich die meditative Arbeit des Entastens mit der Axt, in einem Meer von Fichtennadeln badend.

 

 

Die Genussarbeit geht weiter mit dem Entrinden der Stämme mit dem Endrinder oder dem Ziehmesser, im Duft von frischen Fichtenharz.

 

 

Zwischendurch gibt es dann eine kleine sportliche Betätigung mit der Zweimannsäge zum Ablängen der Stämme.

 

 

Beim Holzrücken werden wir zu echten Zugpferden, und schaffen es mit vereinten Kräften selbst die größten Stämme aus dem Wald zu ziehen.

 

 

Am Forstweg angekommen stapeln wir die Stämme von Hand zu einem Luft-Trocknungslager auf, um das Holz für 3 Jahre mit der natürlichen Energie der Sonne trocknen zu lassen, statt schnell und energieintensiv in der heute gängigen Holz-Trocknungskammer.

 

 

Ein Blechdach schützt das wertvolle Mondholz vor Regen. Sonneneinstrahlung von Süden, und Wind von Ost-West werden für eine gute Trocknung sorgen. Bis sie dann hoffentlich in einem wunderschönen Mandala-Dach oder im Ständerwerk eines Strohballenhauses dienen dürfen.

 

 

Mit einem kraftvollen Feuer-Ritual schenken wir dem Wald neue Energie für seine Transformation und nähren dabei auch uns inneres Wesen.

 

 

Mit Medizinliedern, Gebeten und Meditation verbinden wir uns noch tiefer mit dem Natur um uns herum, und segnen alle Wesenheiten.

Ich möchte meine Verwandtschaft, welchen dieser Wald gehört, davon begeistern dass wir dieses Stück Erde weiterhin mit unserer neuen Kultur nähren können um erleben zu können wie er sich über die Jahre entfalten wird.

Hoffentlich geht es also in diesem Wald, mit dem ich mich sehr verbunden Fühle, im Winter weiter mit weiteren Mondholz Workshops.

In der Zwischenzeit hat der Holzfäller Carl und seine Frau Anette weitere Anfragen erhalten um das Wissen über das Mondholz auch in anderen Wäldern zu verbreiten. Dafür ist eine ganze Workshop-Reihe entstanden.